Initiationsrituale
Ursprüngliche Initiationsrituale …
….wie etwa ein Feuerlauf sind selten geworden. In einem Initiationsritual wie dem Feuerlauf begleite ich Jugendliche über die Schwelle in das noch unbekannte Erwachsenenleben.
Was bietet unsere Kultur an?
Die Pubertät ist eine besondere Übergangszeit für die Jugendlichen und deren Eltern voller Herausforderungen, Unsicherheiten und Chancen.
Die bestehenden Möglichkeiten in unserer Kultur, diesen Übergang zu begehen, sind rar und oft entsprechen sie nicht den wirklichen Bedürfnissen des Kindes. Den Jugendlichen fällt es oft schwer, diesen Schritt in die Erwachsenenwelt aus eigener Kraft zu gehen, sie fühlen sich darin allein gelassen. Etwas in ihnen schreit, meist unbewusst, nach Initiation, die dann zum Teil ungeschützt durch Mutproben und ähnliches begangen wird.
Was biete ich an?
Ich betrete mit den Jugendlichen einen Raum, in dem sie sich begleitet und in ihrem Prozess bezeugt und gesehen fühlen. Ein Initiationsritual entsteht in Zusammenarbeit mit den Jugendlichen und deren Familie, wobei auch die Familie, die ihr Kind entlässt, gewürdigt wird.
Der Feuerlauf als Möglichkeit
Ein Feuerlauf ist eine mögliche, sehr kraftvolle Form des Initiationsrituals. Ein Feuerlauf kann im kleinen Kreis oder in der großen Familie an einem Wochenende oder an einem einzigen Tag stattfinden. Für einen Initiationsfeuerlauf schaffen wir mit allen Beteiligten (der ganzen Familie und/oder Freunden) einen liebe- und kraftvollen Rahmen. Wir schauen gemeinsam zurück auf die Kindheit, um uns dann auf den Abschied dieser Zeit vorzubereiten. Dabei helfen unterschiedlichste Übungen, kleinere vorbereitende Rituale, Formen des kreativen Ausdrucks. Außerdem nutzen wir die Natur um uns herum als Spiegel für unsere eigene Natur. Das Kind über die heiße Glut zu begleiten oder Zeuge zu sein, wenn das Kind diesen Schritt tut, es zu empfangen in der Welt der Erwachsenen am Ende des heißen Glutteppichs- das ist dann der Höhepunkt und ein stark verbindendes, unvergessliches und magisches Erlebnis für alle Beteiligten.
Andere Möglichkeiten
Natürlich ist der Feuerlauf nur eine Art, diese Schwelle zu übertreten. Es kann auch ganz anders sein: ein anderes stärkendes Initiationsritual kann je nach Wunsch und Rahmenbedingungen kreiert werden. So kann der/die Jugendliche mit allen Elementen der Natur gesegnet werden für den neuen spannenden Weg in diese neue Lebensphase. Ich greife auf einen reichen Erfahrungsschatz zurück und freue mich darauf, auch mit den Beteiligten, den Eltern und den Jugendlichen ein schönes Fest des Übergangs zu zelebrieren.
Monas Initiationsfeuerlauf
Eine Alternative zur Konfirmation
Vor einigen Jahren habe ich eines meiner ersten Initiationsrituale in Form eines Feuerlaufs für die damals 14-jährige Mona geleitet. Die Familie war auf der Suche nach einer Alternative zur Konfirmation. Die Eltern wollten diesem Übergang in eine neue Lebensphase mehr Tiefe und Bedeutung geben, als es diese bestehenden Rituale zu tun vermögen. Bei unserem Vortreffen wurde schnell klar: Ich habe große Lust darauf, und: Es wird eine Herausforderung.
Getragen und bezeugt
Es würden einige Familienmitglieder zusammenkommen im Alter von ca.12 bis 80 Jahren. Davon würden sich manche das erste Mal seit langem wieder begegnen. Darunter gab es sehr konfliktgeladene Beziehungen. Nichts destotrotz war es Mona wichtig, all diese Menschen einzuladen, Zeug*innen bei ihrem Ritual zu sein. Überhaupt war dieses Mädchen sehr mutig. Auch hatte ich großen Respekt vor den Eltern, dass sie sich auf dieses ungewöhnliche Familienfest einlassen würden, zumal niemand mich zuvor kannte.
Die Vorbereitung
Die Vorbereitung war intensiv. Wie all diese verschiedenen Menschen unter einen Hut bringen? Zum großen Teil waren es Menschen, die niemals an einem Feuerlauf teilnehmen würden und nur Mona zuliebe da waren. Ich entschied mich für eine etwas andere Art der Einstiegsrunde. Es gab eine Runde, in der jeder/jede ein anderes Familienmitglied vorstellt mit einer typischen, besonderen Qualität oder einer kleinen persönlichen Geschichte. Und siehe da – das erste Eis schmolz dahin und die Verbindung war hergestellt. Puh-eine Hürde war somit genommen.
Erstmal fand alles in einem Zelt im Garten statt, denn es regnete in Strömen. Das Schöne war, dass der Feuerlauf im Garten der Familie stattfinden konnte mit Blick auf die Hochburg in Emmendingen.
Es gab die üblichen Einführungen, die nötig waren, damit die Familie wusste, auf was für ein Abenteuer sie sich einlassen würde. Denn schließlich waren alle eingeladen, selbst für ihr eigenes Anliegen übers Feuer zu gehen und nicht nur Zeugen, Zeuginnen für Mona zu sein. Keiner musste-alle durften, ein wichtiger Grundsatz beim Feuerlaufen. Alle bekamen Aufgaben, denn es ging nun darum, den Feuerlauf gemeinsam vorzubereiten. Die Eltern gingen auf einen Spaziergang zu zweit und ließen sich von der Natur inspirieren. Sie setzten sich mit ihrer Tochter auseinander, jeder für sich in der Rolle als Vater und Mutter, aber auch gemeinsam im Gespräch. Was lassen wir als Eltern los, was wünschen wir ihr auf ihrem Weg, welche Erinnerungen an die gemeinsame Zeit begleiten uns?
Auch Mona war unterwegs und nahm auf einem Spaziergang Abschied von ihrer Kindheit, gestaltete für sich ein kleines Naturkunstwerk zu ihrer Kindheit.
Die anderen Familienmitglieder, Tanten, Onkels, Oma, Cousins…gestalteten in der Zeit ein Mandala aus Blumen und anderen Naturmaterialien, auf welchem später das Holz für das Feuer aufgebaut wurde. Außerdem schwelgten sie in Erinnerungen an Mona und an besondere Erlebnisse mit ihr. Sie erzählten sich Geschichten, die sie mit Mona im Laufe ihrer Kindheit erlebten und sie gaben mit dem Legen des Mandalas Wünsche für Monas Zukunft in die Basis des Feuers, die dann später mit dem Rauch ins Universum gehen durften.
Der Feuerlauf
Das eigentliche Ritual des Feuerlaufs rückte näher und näher. Die Atmosphäre wurde dichter. Die heiße Phase der Vorbereitung hat begonnen. Es wurde gesungen, letzte Fragen wurden beantwortet, während der gemeinsam angezündete Holzstapel brannte, welcher von einer Freundin gehütet wurde. Mona wurde durch ein intensives Vorbereitungsritual geführt, in dem sie letzte Hindernisse durchbrach und in dem sie ihre Verwandten den Atem anhalten ließ. Dann ging es zum Feuer. Nach Ausrechen und Segnen des Feuers war Mona diejenige, die den Feuerlauf eröffnete. Einige folgten ihr, manche bezeugten „nur“, alle waren gebannt von der Magie des Feuers und der Stärke dieses Mädchens. Das Feuer wurde von oben durch den nicht enden wollenden Regen gesegnet.
Nach dem Ritual
Beim gemeinsamen Essen im Anschluss waren alle befreit, stolz und glücklich. Die Familie fand auf eine Art wieder zusammen, wie es vorher keiner vermutet hätte und Mona war an diesem Abend zur jungen Frau geworden, was für alle deutlich spürbar war und auch den Eltern ein weiteres Mal bewusst wurde. Mona hatte in dieser Nacht wirklich Feuer gefangen und sie absolvierte selbst Jahre später die Ausbildung zur Feuerlaufleiterin, in der ich sie auch begleiten durfte.
Dieser Feuerlauf war sicher einer meiner kraftvollsten. Es war herausfordernd und so berührend und schön, eine ganze Familie durch diesen Prozess begleiten zu dürfen.
Mona über ihren Initiationsfeuerlauf mit ihrer Familie
Die Erinnerung hat bis heute eine stärkende, wärmende Kraft
Mir ist wie eingebrannt, wie ich vor der Glut stand, ganz ruhig, und alles um mich herum verblasst war…und ich schließlich den ersten Schritt wagte und durch das Feuer ging – für mich. Es war etwas ganz besonderes, nicht zuletzt dass dieser Moment als ritueller Schritt ins Erwachsenwerden von meiner gesamten Familie bezeugt, begleitet und ernst genommen wurde, die Erinnerung hat bis heute eine stärkende, wärmende Kraft.
Feuerlauf öffnet Türen ins Mystische
Der Feuerlauf hat für mich auch die Tür geöffnet, die sonst oft in dieser Zeit, als Jugendliche im Prozess erwachsen zu werden, so oft verschlossen wird; die Tür ins Mystische, Naturverbundene, die Zwischenwelten und das Verständnis vom Rad des Lebens, das sich immer weiterdreht. Und die Demut zu wissen, dass ich nicht alles verstehen kann. Ich bin nicht sicher, ob ich heute mit so viel Zuversicht, Freude und Kraft immer wieder den Schritt ins Unbekannte wagen würde und den Mut hätte, so bedingungslos dem Ruf des Herzens zu folgen, wenn diese Spur nicht damals schon gelegt worden wäre.
Sannes Präsenz
Das Ritual war dabei genauso wichtig wie die Präsenz von Sanne, die mich mit ihrem authentischen Wesen mit ganz viel Leichtigkeit in meiner Kindheit abgeholt und liebevoll über diese Schwelle begleitet hat. Dabei hat mich ihre entspannte Präsenz, die auf natürliche Art, aber niemals aufdringlich eingewebte und verkörperte Spiritualität tief berührt und begleitet mich bis heute…
Es gibt sie noch, die Wunder
Erwachsen werden mit der Botschaft: Es gibt sie doch, die Wunder. Komm und staune, schaue in dich und teile dich mit. Du darfst wild sein, stark sein und im Fluss deiner Lebenskraft die Grenzen des Unmöglichen sprengen- Wenn etwas Altes stirbt und etwas Neues geboren wird, ist das ein heiliger Moment, in dem sich das Rad des Lebens weiterdreht. Es gibt sie noch, die Menschen, die anhalten und staunen und die Schönheit des Lebendigen erkennen.
Monas Mutter über den Initiationsfeuerlauf
„Ich laufe bestimmt nicht“
Ein Feuerlauf als Familienfeier, als „Ersatz“ für eine Konfirmation? Das schien im ersten Moment ziemlich illusorisch, aber nachdem wir jede/n persönlich gefragt hatten, ob er/sie dazu bereit wäre, waren sich alle einig: Ja, Mona zuliebe würden sie diesen Feuerlauf ernsthaft mitmachen (der ja unmöglich ist, das weiß man ja! Und überhaupt – „Ich laufe bestimmt nicht!“). Sanne hatte die Familie schnell in den Bann gezogen, die gemeinsame Vorbereitung hatte Vertrautheit geschaffen.
Die Energie war spürbar dicht, unglaublich!
Die Energie, die sich im Zelt gebildet hatte, während der eigentliche Moment des Feuerlaufens immer näher rückte, war fast spürbar dicht, unglaublich. Und am Ende des Abends waren fast alle – bis auf ein paar Ältere, die sich zu wackelig fühlten – über die Glut gegangen, die meisten gleich mehrfach!
Gibt es eine einfache Erklärung für einen unmöglichen Lauf?
Der Physikeronkel grübelt bis heute, welche einfache Erklärung es für diesen „unmöglichen“ Lauf geben könnte;-) Denn dass die Glut tatsächlich heiß war, ließ sich noch am nächsten Morgen an der Asche erfühlen.